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Mit (schulpflichtigen) Kindern auf Reisen – unsere Tipps

Es war schon immer unser Traum, als Familie eine längere Reise zu machen. Unser erster Versuch wurde durch Corona vereitelt, im zweiten Anlauf klappte es dann: 2024 waren wir gesamthaft vier Monate mit unseren schulpflichtigen Kindern in Italien unterwegs.

Bevor wir die Reise als Familien planten, hatten wir einige Fragen: Wie können wir diese Reise finanzieren? Wie machen wir das mit der Arbeit? Können unsere Kinder der Schule fernbleiben?

Nun sind wir um eine Erfahrung reicher, können diese Fragen (zumindest teilweise) beantworten und lassen euch gerne teilhaben an unserem neuerworbenen Wissen.

Reisen mit Kindern Frage #1: Wohin solls gehen?

An dieser Frage haben wir lange laboriert und uns viel Zeit dafür genommen. Verschiedene Fragen haben wir dabei gewälzt und sind so Schritt für Schritt zum endgültigen Reiseziel gekommen.

Erst einmal fiel für uns alles weg, was mit viel Fliegerei verbunden ist. Das fanden wir zu anstrengend, teuer und unethisch (wegen Klimawandel und so, you know. Wir haben unser Kontingent an Flugreisen ja wirklich genügend strapaziert). Auch Gegenden mit Denguefieber, Malaria etc. schlossen wir aus und es war uns wichtig, eine einigermassen gute Gesundheitsversorgung zu haben.

So war ziemlich schnell klar, dass wir in Europa bleiben. Auch, weil dieser Kontinent einfach unglaublich viel bietet – kulturell, historisch, sprachlich, landschaftlich.

Sonne und Regen in der Altstadt von Pisa.

Während wir anfangs noch mindestens drei Länder in vier Monaten bereisen wollten, beschränken wir uns bei der Planung auf zwei Ziele: Grossbritannien und Italien. Am Schluss wurde es dann nur Italien. Wir wollten langsam unterwegs sein, hauptsächlich mit dem Zug, einen guten Mix von Städtetrips und Ferien auf dem Land haben.

Rückblickend war das für uns optimal: Eintauchen in ein Land, langsam reisen, viel Zeit haben für Unspektakuläres (und natürlich auch Spektakuläres).

Unsere Tipps

  • Sich gut überlegen, was man eigentlich sucht auf so einer Reise und was einem wichtig ist.
  • Sich früh informieren über Reise – wir haben x Reiseführer aus der Bibliothek ausgeliehen, Reisedokus geschaut und Blogs gelesen.
  • Die Kinder in die Entscheidung einbeziehen.

Reisen mit Kindern Frage #2: Wie bezahlen wir das?

Da wir schon elf Jahre von dieser Reise geträumt haben, hatten wir genügend Zeit zu sparen. Wir leben einigermassen sparsam im Alltag, wohnen günstig und konnten so jeden Monat etwas zur Seite legen.

Aufgrund früherer Reiseerfahrung haben wir ein Tagesbudget festgelegt für die Reise und uns unterwegs in etwa da daran gehalten. Die Ausgaben vor Ort waren aber in etwa vergleichbar mit unseren Ausgaben zu Hause, die Verteilung ist einfach anders. Ins Geld gingen vor allem die Unterkünfte, Essen und Zugtickets waren überschaubar, crazy Ausflüge und Aktivitäten machten wir wenig.

Ein heisser Junitag in Apulien: palmengesäumter Platz in Monopoli.

Was eigentlich ins Geld ging, war die Pause von der Erwerbsarbeit zuhause. Da fielen auf der Einkünfte-Seite ein paar Tausend Franken weg. Da ich, Karin, selbstständig bin und als Texterin sehr flexibel, konnte ich von unterwegs arbeiten und den Lohnausfall abschwächen. Die Differenz haben wir mit dem Ersparten berappt.

Mein Mann pausierte seine Erwerbsarbeit und kümmerte sich auf Reisen hauptsächlich um Haushalt, Kinder und Schule. Ich bin seit Jahren selbstständig als Texterin und arbeitete von unterwegs. Bezahlt wurde die Reise mit meinem Job und Erspartem.

Unsere Tipps

  • Vor der Reise regelmässig Geld zur Seite legen.
  • Ausserhalb der Hauptsaison reisen, um Kosten zu sparen.
  • Ein Tagesbudget festlegen und einhalten.
  • Länger an einem Ort bleiben – das ist oft günstiger und entspannter.

Reisen mit Kindern Frage #3: Wie geht das mit der Schule?

Unsere Kinder sind schulpflichtig. Deshalb haben wir einen Antrag auf Beurlaubung stellen müssen. Das war bei uns ganz unkompliziert möglich, da dies im Kanton Zürich für 12 Wochen erlaubt ist und unsere Schulleitung demgegenüber positiv eingestellt ist. Die Regelungen diesbezüglich sind jedoch von Land zu Land, innerhalb der Schweiz auch von Kanton zu Kanton unterschiedlich.

Die Altstadt von Gaeta – nicht herausgeputzt und trotzdem wunderschön.

Wir reisten mit allerlei Schulmaterial und Lernstoff los, denn wir wollten sicherstellen, dass unsere Kinder bei der Rückkehr wieder mitkommen im Schulstoff. So haben wir einen Plan für unser Homeschooling gemacht und übten täglich mehr oder weniger lang Kopfrechnen, Schreiben, Lesen. Und stritten manchmal fürchterlich dabei. Geschichte und Geografie gabs gratis on the go.

Unsere Tipps

  • Frühzeitig mit Lehrpersonen und Schulleitung sprechen und sie in die Pläne einweihen.
  • Einen strukturierten Plan machen für das Homeschooling unterwegs. Es braucht schon ein wenig Disziplin, weil eigentlich hat niemand Bock drauf.

Reisen mit Kindern Frage #4: Wie läuft das mit den Jobs?

Bei einem früheren Anlauf hat Lukas unbezahlten Urlaub genommen, dieses Mal hat er seinen Job gekündigt. Das war auch aus anderen Gründen der Plan und schlussendlich ging zeitlich alles gut auf. Wir haben das aber alles gut durchgerechnet mit Einkommen und Ausgaben.

Karin hat unterwegs gearbeitet, dabei aber das Pensum reduziert. Die Kundschaft wurde früh genug informiert und Projekte so geplant, dass sie auch ohne meine Anwesenheit liefen. War alles kein Problem. Unterwegs war das WLan nicht immer top, das Roaming über das Handy funktionierte jedoch einwandfrei.

Durch die Gassen von Trastevere schlendern – ein Samstagnachmittag in Rom.

Die grösste Herausforderung war das Zeitmanagement: Homeschooling, Arbeit, Familienzeit und Sightseeing liessen sich nicht immer einfach unter einen Hut bringen. Aber war schlussendlich auch ein Luxusproblemchen.

Unsere Tipps

  • Unbezahlten Urlaub nehmen, wenn das möglich ist.
  • Bei remote work genügend Zeitfenster einplanen, um sich an den Compi zu setzen.
  • Sich nicht aufs WLan in den Unterkünften verlassen, sondern sich selber mit Roaming und lokalen Sim-Karten organisieren.

Reisen mit Kindern Frage #5: Was nehmen wir mit?

Reisen mit wenig Gepäck war für uns entscheidend. Wir wollten nicht mit x Koffern und Taschen auf den Zug galoppieren, sondern möglichst flexibel sein. Wir entschieden, dass jedes Familienmitglied einen grösseren Rucksack mitnehmen kann. Wobei wir das so aufbauten, dass wir Erwachsenen auch noch die Kinderrucksäcke tragen hätten können.

Sommer in Ligurien: die Strandbäder sind bereit für den Ansturm der Feriengäste.

Natürlich haben wir doch ein wenig zu viel mitgeschleppt, as usual, aber alles in allem ging der Plan recht gut auf. Unverzichtbar waren die folgenden Dinge:

  • Eine gut ausgestattete Reiseapotheke: Medis gegen Fieber, Schmerzen, Übelkeit etc. Haben zwar wenig davon gebraucht, trotzdem gibt es zumindest mir ein wenig Ruhe.
  • Schul- und Spielmaterialien für die Kinder: insbesondere auch Beschäftigung für lange Zugfahrten, z. B. Hörspiele und Kopfhörer, Rätsel, Malsachen.
  • Multifunktionale Kleidung: geeignet für Outdoor-Aktivitäten, Städtetour und Restaurantbesuche (ohne allzu negativ aufzufallen).

Unsere Tipps

  • Eine gute Packliste machen.
  • Eher wenig als viel einpacken.
  • Was unterwegs nie oder nicht mehr gebraucht wird, nach Hause schicken oder verschenken.

Reisen mit Kindern Frage #6: Wie ist das Leben auf Reisen?

Das Reiseleben ist letztendlich auch ein Alltag. Man wäscht, kauft ein, geht arbeiten und zur Schule. Einfach alles etwas weniger getaktet und meist vor schöner Kulisse.

Wir sind sehr langsam gereist und haben darauf geachtet, dass es auch immer Reisepause gibt und wir eine gewisse Routine etablieren können. Diese gab vor allem den Kindern Sicherheit, wenn um sie herum alles neu und ungewohnt ist. Die Reisetage und die Ankunft haben wir immer gut organisiert, damit es möglichst wenig Stress gab.

Im Norden des Südens: in Arona am Lago Maggiore.

Reisen als Familie bedeutet vor allem eins: unterschiedliche Bedürfnisse zusammenbringen. Die Tochter will Glace essen, der Sohn zuhause Hörspiele geniessen, die Mutter durch die Altstadt schlendern und der Vater antike Bauwerke bestaunen.

Da ist Streit vorprogrammiert und natürlich gerieten wir uns regelmässig in die Haare. Die perfekte Lösung für das Dilemma haben wir nicht gefunden, aber immerhin Ansätze:

  • Viel Kommunikation: Frühzeitig Pläne besprechen und flexibel anpassen.
  • Viel Zeit: Länger an einem Ort bleiben, um Pausen einlegen zu können.
  • Viele Kompromisse: Jeder bekommt, was ihm wichtig ist – mal die Eltern, mal die Kinder.
  • Wenig Erwartungen: Pläne ändern sich, und das ist völlig in Ordnung.

Reisen mit Kindern Frage #7: Wie kommt man von A nach B?

Wir fahren sehr gern Zug und es war für uns schnell klar, dass wir mit dem Zug unterwegs sein wollen. Zugreisen sind klimafreundlich, kostengünstig und erlauben es, ein Land intensiv zu erleben. In Italien klappte das ganz prima, die Züge waren pünktlich und komfortabel.

Natürlich konnten wir nicht jede Ecke entdecken, es gab Gegenden, in denen kein Zug fuhr und auch der Bus nur zweimal täglich hinkommt. Dann passten wir die Reiseroute halt ein wenig an.

Die engen Gassen von Salerno.

An unsere Grenzen kamen wir mit dem Wunsch, möglichst in der Natur zu wohnen und doch ÖV, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants in der Nähe zu haben. Da ist Italien nicht wie die Schweiz, in abgelegenen Gebieten ist man schon fast auf ein Auto angewiesen. Aber mit genügend Recherche, Kommunikation und der Bereitschaft, manchmal ein wenig zu laufen, gings dann trotzdem. Und die Kinder machten das erstaunlich gut mit.

Unsere Tipps

  • Sich auf Blogs über Zugsysteme und Zuggesellschaften informieren, auf Google Maps nach Busstationen suchen.
  • Locals fragen: Die Italiener*innen fragten sich zwar manchmal, wieso wir «senza macchina» unterwegs sind, halfen aber bereitwillig, Buslinien und -haltestellen ausfindig zu machen.
  • Flexibel bleiben: Offen sein für alternative Reiserouten.

Unser Fazit zu unserer Reise mit schulpflichtigen Kindern

Es lohnt sich! Wir sind dankbar, dass wir diesen Traum wahrmachen durften. Eine gute Planung ist wichtig, auch trockene Themen wie Versicherungen sollte man nicht auslassen. Da wir schon einmal eine Reise als Familien geplant haben, gingen wir dieses Mal recht entspannt und routiniert an die Planung heran.

Eines der schönsten Dörfer Italiens liegt im Naturpark San Bartolo bei Pesaro.

Es war wirklich toll, so viel Familienzeit zu haben, so viele neue und schöne Orte zu sehen und einen entschleunigten Alltag zu leben. Für uns und die Kinder war es wertvoll, neue Perspektiven auf unser Leben zu erhalten und auch mal wieder zu reflektieren, was für uns wichtig ist und zu sehen, wie gut wir es in good old Züri haben.

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