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Mailand mit Kindern? Mailand mit Kindern!

«Wir gehen nach Mailand!», verkündeten wir stolz im Freundeskreis und die Antworten liefen alle gleich ab: Lächeln – «ah, geht ihr ohne Kinder?» – Stirnrunzeln – «oder nehmt ihr die Kids mit?».

Mailand ist offenbar keine Familiendestination. Wir probieren es mal aus.

Spoiler: Mailand ist keine ausgeprägte Familiendestination. Man kann mit Kindern aber gut für einige Tage dort verweilen und so einiges sehen, was allen Familienmitgliedern Spass macht.

Mailand auf einen Blick

Mailand ist gross. Mit rund 1.5 Millionen Einwohner*innen ist es die zweitgrösste Stadt in Italien. Die Metropolregion wird sogar von rund 7 Millionen Menschen bewohnt.

Und weil Mailand so gross ist, ist auch alles in Mailand gross. Der Dom ist riesig, die Menschen- und Touristenmassen gigantisch, der Bahnhof Milano Centrale ein enormes Labyrinth.

Aber auch die Parks sind riesig, die Bäume darin wachsen bis in den Himmel und stehen dort vermutlich schon seit ewig, die Spielplätze nicht mit dem Nötigsten, sondern mit allem Möglichen ausgestattet.

Hinkommen und rumkommen

Nicht so gross hingegen: unser Gepäck. Wir reisen mit zwei kompakten Rucksäcken und sind immer wieder froh darum. Im Zug von Zürich nach Mailand, der überfüllt ist und jede noch so kleine Ecke mit Koffern, Jacken, Menschen und Taschen vollgestopt. Zum Glück haben wir Sitzplätze reserviert, obligatorisch für die Strecke in Italien, unsere Empfehlung für jede längere Zugfahrt mit Kindern.

Aber auch im ÖV in Mailand sind wir froh um unsere kleinen Rucksäcke. Die Metro und Tram sind nämlich meist gut besucht und im Gewusel an den Haltestellen hat sich das travel-light-Konzept bewährt.

Der ÖV in Mailand ist top. Wir lösen am Automaten ein Ticket für 72 Stunden und 13 Euro und sind so flexibel, überall in die Metro, Tram und Busse einzusteigen, ohne uns Gedanken zu machen. An den Tram-Haltestellen kann man nämlich meist keine Biglietti kaufen, dafür muss man zum nächsten Kiosk marschieren und wenn man Pech hat, haben die genau dann keine Tickets mehr (am ersten Tag passiert, danach kauften wir bei der nächsten Gelegenheit das 72-Stunden-Billet). Die Kinder reisen bis zehn Jahre gratis mit.

Die alten Mailänder Trams sind schon per se eine Sehenswürdigkeit und mindestens eine Fahrt solltet ihr damit machen.

Auch aufgefallen: Die Mailänder*innen stehen im ÖV für Kinder auf. Und sind überhaupt mega freundlich und entspannt.

Sehenswürdigkeiten Mailand

Der Mailänder Dom. Die Galleria Vittorio Emanuele II. Die Navigli. Das Viertel Brera. Der Inter-Mailand-Fanshop. Das Castello Sforzesco.

Das waren so in etwa die touristischen Hotspots, die wir uns für die vier Tage in Mailand vorgenommen hatten. Und wie das so ist mit Städtereisen, insbesondere mit Kindern: Wir haben alles gesehen, alles geniessen konnten wir allerdings nicht.

Der Mailänder Dom

Ein riesiges, blendend weisses, prachtvoll verziertes Gebäude erwartet euch, wenn ihr am Domplatz aus dem Metro-Untergrund kommt. Der Dom ist wirklich mega eindrücklich und fast noch eindrücklicher ist die effiziente Organisation, mit der die Touristenmassen in, auf und um den Dom geschleust werden.

Wir gehen hoch auf die Terrasse, das ist nice, für mich und meine Höhenangst aber eher suboptimal. Wir sind einigermassen früh dort, etwa um 10 Uhr, und müssen kaum anstehen. Später ist das wohl nicht mehr so.

Die Galleria Vittorio Emanuele II

Eine üppig dekorierte Passage, die mit einem Glasdach und einer Glaskuppel überdacht ist und zahlreiche Luxusläden beheimatet. Wir schauen kurz rein, machen ein paar Fotos, die Kinder vergehen vor Langeweile fast und wollen weiter zu Sehenswürdigkeit Nummer 3, dem Inter-Mailand-Fanshop. Da uns Luxus-Artikel nicht interessieren, ist das zu verkraften, die Campari-Bar allerdings hätte uns schon gereizt.

Inter-Mailand-Fanshop

Dort verbringen wir etwa dreimal so viel Zeit wie bei allen anderen Sehenswürdigkeiten und laufen irgendwann um viel Geld ärmer und mit zwei Honigkuchenpferden im Schlepptau raus.

Die Navigli

Wir besuchen den Naviglio Grande und die Darsena, den alten Handelshafen, am Samstagabend und es ist pumpenvoll. Wir essen am Kanal ein Gelato, schauen dem Gewusel ein wenig zu und gehen dann wieder nach Hause. Tagsüber schaffen wir es leider nicht zu den Kanälen, ich stelle mir das schön vor, wenn es nicht so voll ist.

Naviglio Grande am Samstagabend.
Vergnügungsmeile Darsena.

Brera

Wir wollen kurz durch die Gassen laufen und dann in den ruhigen Botanischen Garten in Brera oder irgendwo ein Glace schlecken. Am Sonntag ist Brera total überlaufen und die Nerven liegen bei der ganzen Familie blank. Unser Sohn ist nicht für das Getümmel gemacht und tut das lautstark kund. Als sich herausstellt, dass wir falsch abgebogen sind und zum Botanischen Garten nochmals eine Viertelstunde laufen müssen, brechen wir die Übung ab. Aber soll schön sein dort, hehe.

Castello Sforzesco

Wir laufen im Schlosshof herum, lesen Infotafeln, beobachten fellow tourists und freuen uns über die Sonne. Die Kinder durften kurz davor in der Metrostation Playmobil-Ritter kaufen und sind vor passender Kulisse ins Spiel vertieft. In die Museen im Schloss gehen wir nicht, da wir in den angrenzenden Parco Sempione wollen.

Ritter und Feen kämpfen gemeinsam gegen das Böse.
Im Hof des Castello Sforzesco.

Parks und Spielplätze in Mailand

Unsere Unterkunft haben wir strategisch geschickt in der Nähe eines Parks gewählt. Auf Google Maps sieht dieser so solala aus, in der Wirklichkeit ist er absolut toll. Der Parco Don Luigi Guissani liegt in der Nähe der Darsena und hat neben zwei Spielplätzen auch ein kleines Zügli zu bieten, das für 1.50 Euro Kinder im Kreis herum fährt. Und die fahren voll darauf ab.

Parco Don Luigi Guissani

Wir sind von Samstag bis Dienstag jeden Tag im Park und erleben so die verschiedenen Stimmungen. Am Wochenende verbringen Familien den Tag dort, die Kinder toben sich aus, die Eltern plaudern, es werden Kindergeburtstage gefeiert, Leute joggen und machen Kraftübungen an den Sportgeräten, die hier zur Verfügung stehen. Unter der Woche hingegen ist es ruhig im Park.

Nur ein Teil des grossen Spielplatzes im Park.

Wir lernen Ibrahim kennen, einen jungen Flüchtling aus dem Senegal, der hier Kinderbücher verkauft. Er erzählt uns von seiner Familie, der Fahrt übers Mittelmeer mit dem Boot, seinem Leben in Italien. Seine Geschichte bewegt uns sehr und auch die Kinder wollen viel über das Thema Flucht und Migration erfahren.

Der wohl berühmteste Mailänder Park ist der Parco Sempione beim Castello Sforzesco. Er ist wirklich riesig und wir spazieren begeistert entlang des Weihers, beobachten Entenküken und Schildkröten, spielen Playmobil-Ritter und chillen in der Sonne. Zum Schluss machen wir einen Abstecher zum Arco del Pace am anderen Ende des Parks.

Auch die Giardini Indro Montanelli, einen weiteren grossen Park, erkunden wir ausgiebig. Hier besuchen wir gleich drei Spielplätze, zwei Bistros und zudem noch ein Karussell und die «Tütschiauto». Weils so schön ist, kehren wir am nächsten Tag zurück und statten dann auch dem Naturhistorischen Museum einen Besuch ab. Die ausgestopften Tiere sind in naturgetreuer Umgebung ausgestellt, was wir sehr cool finden.

Mailand mit Kindern – lohnt sich das?

Unser Mailand-Fazit fällt gespalten aus. Die Stadt ist lebendig, quirlig, freundlich, immer wieder auch entspannt, effizient, interessant. Aber eben auch voll und touristisch und hektisch.

Wir Erwachsene hätten bestimmt noch einiges entdecken und geniessen können. Wir hätten gute Restaurants, gemütliche Cafés und hippe Bars besucht. Wir hätten uns treiben lassen durch Gassen und Shoppingmeilen.

Mit Kindern passt das alles nicht so wirklich. Aber die Parks, die Spielplätze, die kinderfreundlichen Menschen, das quirlige und doch auch entspannte Leben, die Sonne – das passt auch für Kinder und als Familie.

Mailand mit Kindern – ausprobieren lohnt sich.

1 Kommentar zu “Mailand mit Kindern? Mailand mit Kindern!

  1. Pingback: Rom für Kinder – Spielplätze, Parks und Katzen | visittheworld

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